Titan oder Keramik?
Welches Implantat ist besser?
Mit der Entscheidung für ein Zahnimplantat haben Sie bereits eine wichtige Weiche zu mehr Gesundheit gestellt. Bei der Auswahl des Implantat-Materials gibt es jedoch viele Aspekte zu berücksichtigen. Sind Sie noch unsicher, ob Sie sich für ein Implantat aus Keramik oder Titan entscheiden sollen? In unserem Vergleich lesen Sie allerhand Wissenswertes rund um folgende 6 Aspekte:
1. Ästhetik
2. Biokompatibilität
3. Einheilzeit und -eigenschaften
4. Haltbarkeit, Festigkeit und Langlebigkeit
5. Einsatzmöglichkeiten und Flexibilität
6. Kosten
1. Ästhetik
Titanimplantate sind metallfarben und können – z.B. bei Zahnfleischrückgang – über das Zahnfleisch hinausragen. Auf diese Weise können Titanimplantate direkt sichtbar werden. Bei Patientinnen und Patienten mit dünnem Zahnfleisch können Titanimplantate außerdem einen metallischen Schimmer am Zahnfleischrand erzeugen.
Implantate aus Keramik sind dagegen weiß. Sie haben eine Oberfläche, die der Farbe von Zähnen gleicht. Nach der Einheilung harmonieren sie perfekt mit ihren natürlichen Nachbarn und sind im Mund nahezu unsichtbar. Diese Eigenschaft macht Keramikimplantate zu einer beliebten Alternative, vor allem, wenn es um Zahnersatz im Frontzahnbereich geht.
2. Biokompatibilität
Um Titan- und Keramikimplantate in Hinblick auf ihre Biokompatibilität vergleichen zu können, lohnt ein genauer Blick auf das Material. Titanimplantate sind – wie der Name bereits verrät – aus Titan gefertigt. Dabei handelt es sich um ein hochwertiges Metall, das leicht zu schmieden ist. Die in der Zahnmedizin eingesetzten Keramikimplantate werden dagegen aus Zirkoniumdioxid, oft auch als Zirkon bezeichnet, hergestellt.
In Hinblick auf die Biokompatibilität lässt sich also zunächst feststellen, dass mit der Entscheidung für ein Titanimplantat ein Metall in den Mundraum eingebaut wird, während mit einem Keramikimplantat eine metallfreie Alternative zur Verfügung steht.
Nachteile von Titanimplantaten und weiteren Metallen im Mundraum
Obgleich Titanimplantate als hypoallergen gelten, haben sie einige problematische Eigenschaften, die für den Körper und die Gesundheit zum Nachteil werden können. So sind alle Metalle – auch Titan – thermische Leiter. Der Verzehr von besonders heißen oder kalten Speisen und Getränken kann deshalb durch Titanimplantate unangenehm werden. Ebenfalls negativ können sich Titanimplantate im Zusammenhang mit elektromagnetischer Strahlung (z.B. durch das Mobilfunknetz) auswirken, weil sie diese – wie jede gewöhnliche Antenne – verstärken können.
Bei vielen Patientinnen und Patienten verursachen Titan und weitere Metalle außerdem nach dem Einbringen und im Laufe der Zeit Entzündungen im Mundraum. Diese Entzündungen können das Immunsystem fortwährend beeinflussen, sodass Titanimplantate als Treiber von chronischen Erkrankungen gelten können.
Wenn Sie sich umfassend über die Nachteile von Titan und weiteren Metallen im Mundraum belesen möchten, laden wir Sie herzlich ein, sich bei BIOSMILE® zu informieren. BIOSMILE® ist unser Angebot für Biologische Zahnmedizin und stellt ausführliches Material dazu zusammen, warum es sich lohnt, auf Metalle im Mundraum zu verzichten.
Keramikimplantate sind eine metallfreie Alternative zu Implantaten aus Titan
Im Unterschied zu Titanimplantaten handelt es sich bei Keramikimplantaten um thermische Nicht-Leiter, die zusätzlich hoch biokompatibel, d.h. elektromagnetisch und immunologisch neutral, sind.
Keramikimplantate werden vom Körper in aller Regel gut akzeptiert sowie integriert und senken das Risiko von Entzündungen und / oder allergischen Reaktionen gegen Null. Ihr Knochen kann das Material optimal annehmen, so dass teils aufwendige Knochenaufbauten vermieden werden können.
Außerdem vertragen sich Keramikimplantate bestens mit Ihrem Zahnfleisch. Die Zahnfleischanlagerung, also das Hochwachsen des Zahnfleisches, gelingt im Vergleich zum Titanimplantat deutlich einfacher. Da Keramik metallfrei ist, bleiben jene Nachteile von Titan vollständig aus.
3. Einheilzeit und -eigenschaften
Während einer Implantation – das gilt für Titan- und Keramikimplantate gleichermaßen – werden eine oder mehrere künstliche Wurzeln sanft in den Kieferknochen eingepflanzt. Bei der Art und Weise, wie diese künstlichen Wurzeln anschließend in den Knochen einheilen, unterscheiden sich Titan- und Keramikimplantate wesentlich:
Titanimplantate heilen in einer „guten Entzündungsreaktion“ ein, in der Regel binnen 10 bis 16 Wochen. Ein Vorteil von Titan ist, dass es den Körper stimuliert, das Titan einzumauern.
Wichtig zu wissen ist, dass Titanimplantate zunächst vollständig im Knochen versenkt sein müssen. Das macht nach der Einheilung eine Freilegung des Implantates notwendig, um das Abutment (den Stützpfeiler bzw. das Verbindungselement zwischen Implantat und Krone) einzugliedern. Im Anschluss folgt eine zusätzliche Abheilphase, die sich über wenige Tagen bis hin zu 6 Wochen erstrecken kann.
Das im Keramikimplantat enthaltene Zirkon hingegen ist absolut neutral, weshalb der Körper es aktiv einheilen lassen muss. Hierfür verstreichen in aller Regel etwa 12 Wochen.
Im Gegensatz zu Implantaten aus Titan werden Keramikimplantate bei der Implantation nicht komplett versenkt. Sie werden stattdessen provisorisch versorgt, so dass die Freilegung sowie die zweite Phase der Abheilung entfallen. Daneben hat Keramik einen weiteren Vorteil: Die Zahnentfernung und die Implantatsetzung können in einer Sitzung stattfinden. Diese sogenannte Sofortimplantation spart Zeit und Aufwand.
Zum Nachteil von Keramikimplantaten könnte werden, dass sie zwangsläufig eine entzündungsfreie Umgebung benötigen. Dadurch sind in den meisten Fällen Behandlungen vor der eigentlichen Implantation notwendig. Titanimplantate sind dagegen vergleichsweise tolerant. Sie heilen auch in ungesunde bzw. vernarbte Knochen ein, dulden in der direkten Nachbarschaft jedoch ebenfalls keine entzündeten Zähne.
Mehr über den zeitlichen Therapieablauf bei einer Keramikimplantation finden Sie unter dem Punkt Implantation.
4. Haltbarkeit, Festigkeit und Langlebigkeit
Moderne Keramikimplantate sind extrem robust und bieten eine hohe Festigkeit, die mit der von Titan vergleichbar ist. Bei guter Platzierung und Pflege können sie ein Leben lang halten. Außerdem sind sie resistent gegenüber Abnutzung. Im direkten Vergleich zu Titanimplantaten erzeugen sie kaum Abrieb von Mikropartikeln. Auch in Hinblick auf Oxidation glänzt das Material von seiner besten Seite, was die Haltbarkeit unterstützt.
5. Einsatzmöglichkeiten und Flexibilität
Blicken wir auf die Möglichkeiten der späteren Aufbauten, stellen wir zunächst fest, dass Metall flexibler als Keramik ist. Daher können auf Titanimplantaten auch großspannige Arbeiten (große Brücken) und herausnehmbarer Zahnersatz verankert werden.
Keramikimplantate haben im direkten Vergleich dazu das Nachsehen. Sie sind weniger biegefest, so dass mit ihnen nur kleine Lücken überbrückt werden können. Ihr Fokus liegt klar auf festem Zahnersatz mit Kronen und kleinen Brücken. Wenn größere Zahnlücken mit Keramikimplantaten versorgt werden sollen, ist das grundsätzlich möglich. Es werden aber mehr Implantate zur Verankerung benötigt als bei Titan.
Sie interessieren sich für Titanimplantate?
Im Zentrum für Zahnheilkunde Westholstein haben wir auch hierfür Spezialisten. Wir setzen Titanimplantate aufgrund ihrer Nachteile im Bereich der Biokompatibilität jedoch nur noch nach vorheriger Testung der Titan-Verträglichkeit (z.B. mittels Titanstimulationstest) ein.
6. Kosten
Beim Vergleich zwischen Implantaten aus Titan und Keramik spielen für viele Patientinnen und Patienten auch die Kosten eine wesentliche Rolle. Grundsätzlich ist hierzu festzustellen, dass die Kosten für Implantate aus Keramik und Titan in etwa gleich hoch sind. Hinzukommen – und das wird oft zum Nachteil von Keramikimplantaten – die Kosten für alle weiteren Schritte nach und insbesondere vor der Implantation. Weil Keramikimplantate eine gesunde Knochenumgebung benötigen, kommen Kosten für die Beseitigung von Störfeldern, Fremdkörpern, Metallen und ggf. wurzeltoten Zähnen hinzu. Im Vergleich zu Titanimplantaten, die auch in ungesunde bzw. vernarbte Knochen einheilen, liegt der Gesamtpreis dann insgesamt höher.
Bei Titan- und Keramikimplantaten variieren Aufwand und Kosten außerdem abhängig von:
- der Menge des vorhandenen Knochens
(notwendige Knochenaufbauten kommen sowohl bei Titan, als auch Keramikimplantaten hinzu. Diese liegen pro OP-Region zwischen 650,– und 1300,– Euro bei sehr umfangreichen Knochendefekten bis 3000,– Euro), - den Bissverhältnissen,
- den Schleimhautverhältnissen,
- der Hygienefähigkeit,
- den Störherden im Implantationsfeld und
- der Lage des Implantats in der ästhetischen Zone.
Die Ausgangslagen und die Möglichkeiten sind vielseitig, daher empfehlen wir ein persönliches Beratungsgespräch.
Zusammenfassung unseres Vergleichs
Keramikimplantate schneiden klar besser ab in den Bereichen Ästhetik und Biokompatibiliät.
Gleichauf sind Keramik- und Titanimplantate im Bereich Langlebigkeit.
Bei der Einheilzeit und den Einheileigenschaften weisen beide Materialien Vor- und Nachteile auf: Titanimplantate benötigen eine erneute Freilegung und dadurch eine weitere Abheilphase. Keramikimplantate setzen dafür eine gesunde Knochenumgebung voraus, was oft weitere Eingriffe vor der Implantation und der Einheilung nötig macht.
Hinblicklich der Einsatzmöglichkeiten bleibt festzuhalten, dass Keramikimplantate insgesamt weniger biegsam als Titanimplantate sind. Für großspannige Arbeiten und herausnehmbaren Zahnersatz sind deshalb häufig eher Titanimplantate die bessere Alternative. Dafür können Keramikimplantate nachgeschliffen werden und – im Falle von Zahnfleischrückgang – flexibel für eine neue Krone korrigiert werden.
Das Einsetzen von Keramikimplantaten ist teurer als das von Titanimplantaten. Die höheren Kosten gehen allerdings auf die vorbereitenden Behandlungen zurück. Die Kosten für die Implantate an sich sind in etwa gleich hoch.
Unser Empfehlung: Keramik
Keramikimplantate verlangen von Ihnen als Patientin oder Patient zwar mehr Einsatz für eine erfolgreiche Einheilung, dafür werden Sie jedoch mit lebenslanger Biokompatibilität und Neutralität belohnt. Die Entzündungsneigung geht bei Keramikimplantaten gegen Null. Titanimplantate neigen im späteren Verlauf dagegen bei 1/3 aller Patientinnen und Patienten zu Entzündungen.
Vor allem bei Einzelzahnimplantaten oder kleineren Brücken gibt es aus unserer Sicht keine bessere Möglichkeit, um einen Zahnverlust optimal versorgen.
Dieser Text ist wissenschaftlich fundiert

Die Basis dieses Textes sind ärztliche Fachliteratur und aktuelle Studien. Alle Inhalte sind verfasst von Dr. Jan Tühscher, Master of Science Orale Chirurgie / Implantologie
- Spezialist Implantologie (DGZI)
- Speziallist Implantologie (EDA)
- Geprüfter Experte der Implantologie (DGOI)
- Diplomate ICOI
- Hospitations- und Supervisionspraxis der DGI
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